Heute haben wir uns dazu entschlossen, die nähere Umgebung unserer Wohnung zu erkunden. Bei der Planung haben wir schon schnell festgestellt, dass wir sehr zentral liegen. Die bekanntesten Kirchen sind von der Wohnung aus schnell zu erreichen. Selbst der Dom ist nur einige hundert Meter entfernt.
Zuerst haben wir uns die Kirche San Lorenzo Maggiore angeschaut und die darunter liegenden sehr weitläufigen Ausgrabungen. Das Lang- und Querhaus der Kirche waren so hoch, dass wir vom langen Hochgucken schon Nackenschmerzen bekamen. Das interessanteste war jedoch das, was unter der San Lorenzo Maggiore lag. Archäologen hatten eine große unterirdische Marktstraße mit vielen kleinen und großen Läden ausgegraben. Sogar ein Pizzaofen und ein Ablaufsystem für das Wasser von getrockneter Wäsche war noch zu erkennen. Irgendwann sind wir jedoch mehr oder weniger durch die Ausgrabunen gesprintet, da wir eine „Schauspiel-Führung“ hinter uns hatten, die lautstark durch die Hallen gebrüllt hat. Zuletzt gehörte zu der Kirche noch ein Museum, in dem viele Malereien, Keramik, Ton, Grabfiguren und liturgische Gegenstände, wie Gewänder, etc. ausgestellt waren.




Anschließend gingen wir zum Dom, die Hauptkirche von Neapel. Sie ist dem Patron der Stadt gewidmet, nämlich Gennaro. Zweimal im Jahr wird dort das geronnene Blut des Stadtpatrons in zwei Ampullen verflüssigt. 🙂 Ihm ist auch eine eigene Kapelle gewidmet, die wir leider nicht betreten durften. Durch ein Tor konnten wir jedoch sehen, wie prachtvoll und groß sie ist. Wieder draußen, haben wir uns auf die weißen Marmorstufen gesetzt und Kindern dabei zugesehen, wie sie auf dem Domplatz Fußball gespielt haben. Dabei mussten wir uns oft die Augen zuhalten, weil weder die Jungs, noch die schnell vorbeifahrenden Autos Rücksicht aufeinander genommen haben.


Da wir mittlerweile schon ein paar Stunden unterwegs waren, brauchten wir etwas zu Essen. Neapel ist unter anderem für seine traditionsreiche Kanditorei bekannt. Also besuchten wir die Konditorei schlechthin, die Scaturchio. Ein Arbeitskollege, der aus Italien kommt, hat sie uns sehr empfohlen. Wir bestellten zwei Sfogliatella, die fast ein Nationalgebäck Neapels sind, und aßenen diese vor der San Domenico Maggiore, die wir allerdings nicht betreten konnten, da viele Kirchen nur bis 12h mittags und bei Messen geöffent haben. Die Sfogliatella haben eine blätterteigähnliche Hülle und eine super leckere Cremefüllung. Nachtisch durfte natürlich auch nicht fehlen 🙂 Mit einem ebenfalls köstlichen Eis in der Hand, ging es zur Chiesa del Gesù Nuovo. Diese Kirche haben wir nur durch Zufall entdeckt, da wir uns ein gemütlichens Plätzchen auf der Piazza davor suchen wollten. Die Diamantenquaderfassade war Teil eines alten Adelspalastes und machte nicht den schönsten Eindruck. Allerdings war sie so interessant, dass wir wissen wollten, was dahinter steckt. Tatsächlich fanden wir im Inneren eine wunderschöne barockisierte Kirche. Sie war für uns sogar noch schöner als der Dom.





Gegenüber lag die Kirche des Klosters Santa Chiara, die unser eigentliches Ziel war. Von der vorherigen so beeindruckt, war die Kirche eher schlicht gehalten. Da sie 1943 wegen des Krieges zerstört wurde, stellte man sie in einer wohl schon vorherigen Schmucklosigkeit wieder her. Doch was sich hinter der Kirche befindet, sollte laut Reiseführer der schönste Kreuzgang Kampaniens sein. Und tatsächlich, so einen tollen Kreuzgang hätten wir nicht erwartet. Selbst in Rom gab es nichts vergleichbares. Er war riesig und voller Säulen und Bänken mit Majolikafliesen. Außerdem konnten wir Orangen- und Zitrusbäume sehen. Selbst der Umgang war mit prachtvollen Malereien ausgestattet. Wir waren sehr beeindruckt und haben uns lange dort aufgehalten. Von dem Kreugang gingen noch eine Bibliothek und ein Museum mit ehemaliger Kirchenausstattung ab. Auch hier gab es Augrabungen, die eine ehemalige Klostertherme zum Vorschein brachten. Die einzelnen Bäder waren sogar noch zu erkennen und es gab erstaunlicherweise deutsche Beschreibungen dazu.










Zum Abschluss des Tages wollten wir noch einen Spaziergang auf der Via Chiaia machen, eine Empfehlung des schon erwähnten Arbeitskollegen. Auf dem Weg zu dieser Straße sind wir auf das Castel Nuovo getroffen, ein mittlerweile schon 700 Jahre altes Schloss, dass direkt am Meer liegt. Schon mit vielen Informationen überflutet, haben wir es uns nur von außen angesehen und sind weiter zur Strandpromenade gelaufen. Dort war es so windig, dass wir es nicht lange ausgehalten haben und weiter zur Via Chiaia gingen. Dabei sind wir am Theater Neapels vorbeigekommen, dem wir vielleicht noch einen Besuch abstatten und uns ein Schauspiel ansehen. Außerdem haben wir den Piazza del Plebiscito mit der Kirche San Francesco di Paola besucht. Er erinnerte uns mit seinen Säulenkollonaden sehr an die Petersplatz in Rom. Die Einkaufsstraße, die wir dann endlich erreicht haben, war sehr trubelig, wie alles hier in Neapel, sodass wir uns ein Café suchten, um unsere Füße ein bisschen auszuruhen. Wir bestellten einen Aperol-Spritz und bekamen tatsächlich Chips, Parmesan, Wurst und eine Pizza kostenlos dazu, was wir aber erst später herausbekamen.




Ziemlich kaputt machten wir uns auf den Rückweg zu unserer Wohnung und kamen an der Galleria Umberto I vorbei. So ein wunderschönes „Einkaufszenrum“ gibt es bei uns unseres Wissens nicht. Es wurde 1887 bis 1890 erbaut. Leider sind im Moment viele Teile wegen Restaurationsarbeiten nicht zu sehen. Wieder draußen, ging der Heimweg weiter. Doch wie das so ist, findet man immer wieder sehenswerte Dinge. Die sehr dunkle, aber auch irgendwie besondere Chiesa di Santa Brigida gehört dazu. Diese Kirche war weniger touristisch und deswegen echter.
Zu Hause angekommen, machten wir uns Spaghetti mit selbstgemachter Tomatensauce und tranken dazu den Wein Lacryma Christi aus den Weinreben am Vesuv. Draußen auf der Altstadtstraße ist ordentlich was los, ein Straßenzug mit Kapelle, viele Jugendliche und Autos und Mopeds kommen hier vorbei. Dennoch ist das Treiben schon zur Normalität in Neapel geworden und gehört einfach dazu.